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Die Kruppe des Pferdes


Die Kruppe ist der hintere Teil des Pferderückens. Zu ihr gehören die Kreuzbeinwirbel, die ersten vier Schweifwirbel und die drei Hüftknochen Darmbein, Sitzbein und Schambein. 

Die verschiedenen Kruppentypen in der Pferdebeurteilung

Reguläre Kruppe:
lang, schräg, bemuskelt :
Voraussetzung für optimale Schubentwicklung und Lastaufnahme

Überbaut Kruppe:
Kruppe höher als Widerrist
Bergabtendenz, verringerte Lastaufnahme

Gerade Kruppe:
wenig unter Schwerpunkt fußend, eingeschränkte Lastaufnahme, Schubentwicklung muss nicht eingeschränkt sein

Kurze Kruppe:
kurze Hebel, tendenziell wenig Schubentwicklung und Lastaufnahme

Abgeschlagene Kruppe:
tendenziell mehr Lastaufnahme als Schubentwicklung

Flache Kruppe

Begünstigt durch die flache Kruppe können diese Pferde lange Distanzen im Schritt und Galopp bewältigen, während der Trab meist nicht ihre bevorzugte Gangart ist. Durch die von oben vorgegebene Form stehen die Hinterbeine meistens ein wenig nach hinten vom Körper weg. Aus diesem Grund fällt es diesen Pferden schwerer, sich zu versammeln. 

Solange ein Pferd entsprechend seines originären Zwecks genutzt und das Pferd durch den Reiter gut trainiert und durch seinen Sitz nicht gestört wird, wird die flache Kruppe in den wenigsten Fällen zu einem Problem für ein Pferd werden. Soll nun aber beispielsweise das Distanzpferd zum Bewegungskünstler in der Reitbahn umgeschult und – vielleicht sogar noch von einem mittelmäßig ausgebildeten Reiter – strikt nach Schema X geritten werden, ohne auf seine anatomischen Besonderheiten einzugehen, können Probleme entstehen und eine ganze Kettenreaktion in Gang gesetzt werden.

Ein Reiter, der nicht losgelassen und unabhängig sitzt, wird für das Pferd zu einem sehr dynamischen Gewicht. Der Reiter sitzt auf einem Araber, um bei diesem Beispiel zu bleiben. Weil der Reiter noch nicht so gut sitzen kann, wird er vermutlich leichttraben. Für das Pferd ist das aber nicht leicht, denn das dynamische Gewicht des Reiters sorgt dafür, dass das Pferd relativ schwach im Rücken wird. Anatomisch ist der Vorgriff der Hinterhand durch die flache Kruppe begrenzt. Das Pferd kommt nicht korrekt ins Tragen und wird in der Folge massive Rückenprobleme entwickeln. Wir kennen leider sehr viele Vollblutaraber, die also wirklich einen extremen Senkrücken und damit natürlich auch Langzeitschäden wie Kissing Spines haben.

Eine flache Kruppe begünstigt leider, dass der Rücken des Pferdes weniger tragfähig ist. Auch erschwert diese Form der Kruppe Pferden eine korrekte Hankenbeugung. Es fällt ihnen schwerer, sich korrekt zu versammeln. Sie neigen dazu, ihre Hintergliedmaße mit relativ steifen Gelenken aufzusetzen. Knie-, Sprung- und Fesselgelenke werden dadurch überlastet, ebenso die tiefe Beugesehne

Steile Kruppe

Typische Rassevertreter sind, neben den bereits genannten Gangpferden, Kaltblüter. Kaltblüter sind in erster Linie auf eine Festigkeit beim Ziehen von entsprechenden Lasten ausgelegt. Diese anatomische Form ermöglicht es den Pferden, die Hinterbeine eher weiter nach vorne als nach hinten rauszusetzen, und so die entwickelte Kraft über die Standfestigkeit im Hinterbein nach vorne auf das Brustblatt zu schieben und die Last so vorwärts zu stemmen. Meist haben wir es hierbei auch mit Pferden zu tun, die zu früh und zu schnell ausgebildet wurden. 

Ein Klassiker ist auch immer, die Pferde bei viel zu tiefer Kopf-Hals-Achse über Tempo zu longieren. Dabei passiert Folgendes: Durch die tiefe Kopf-Hals-Position kommt das Pferd noch mehr auf die Vorhand. Es macht sich in den Schultern fest und nimmt so der Vorhand die Möglichkeit, den Rumpf anzuheben. Dadurch bleiben die Vorderbeine zu lange auf dem Boden. Von hinten kommen aber schon die Hinterbeine und denen fehlt nun der Platz aufzufußen. Das Becken kippt ab und die Hinterbeine greifen sehr weit vor. Dabei sind Hüft-, Knie- und Sprunggelenk, Hüftgelenk, meist arretiert, damit diese Bewegung auch möglichst schnell umgesetzt werden kann (das Pferd wird ja über Tempo longiert). Um eine Kollision der Beine unter dem Pferd zu vermeiden, hat sieht die Körperintelligenz zwei Möglichkeiten vor.  Entweder tritt das Hinterbein breit an der Vorhand vorbei oder das Pferd macht die Vorhand breit, so dass das ein Hinterbein zwischen den Vorderbeinen fußen kann. So entstehen Umbauprozesse im Körper, die auch eine steile Kruppe begünstigen können.

Doch für jede Herausforderung gibt es eine Lösung“ – Dazu muss der Pferdebesitzer aber lernen zu erkennen, welche Herausforderungen sein Pferd gebäudetechnisch mit sich bringt. Der Reiter muss sich und seine Ziele ehrlich hinterfragen. Denn manchmal ist es notwendig, sie zum Wohl des Pferdes herunterzuschrauben.


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