Ganaschen (von griechisch gnathos mit der Bedeutung „Kinnlade“ bzw. „-backe“) nennt man den halbrunden hinteren Bereich des Unterkiefers, am hinteren Rand der vom Musculus masseter gebildeten Wange und den Abstand zum vorderen Rand des Atlasflügels. Eine zu enge Stellung der Ganaschen macht es dem Pferd schwer bis unmöglich, die beim Reiten angestrebte Haltung der “Beizäumung” anzunehmen. Daher ist die Ganaschenweite mitentscheidend für die Eignung zum Reiten.
Sitzt dort viel Fett und Muskeln, hat es kaum Ganaschenfreiheit. Soll es sich mehr beizäumen, wird seine Ohrspeicheldrüse durch das umliegende Gewebe gequetscht.
Der Fachbegriff heißt „eng in der Ganasche“. Solche Pferde lassen sich nur schwer “durchs Genick” reiten. Winkelt das Pferd den Kopf an, treten an der Seite dicke Wülste hervor. Bei einem Pferd mit guter Ganaschenfreiheit sollten in die Vertiefung an der Kehle mindestens zwei Finger passen. Das ist auch wichtig, denn dahinter sitzt die Ohrspeicheldrüse.
Ein Pferd mit engen Ganaschen muss mit weniger Beizäumung, also offenerem Genick geritten werden. Für den Reiter muss daher auch ein anderes Idealbild im Kopf entstehen.
Pferde mit weniger Ganaschenfreiheit sind zum Beispiel: viele Robustrassen mit kurzem, kräftigem Hals, Norweger/Haflinger/Isländer alten Schlages, sowie auch viele kräftige Kaltbluttypen.
Pferde die in der Vergangenheit mit zu harter Hand, zu langer hinter der Senkrechten oder gar in Rollkur geritten wurden neigen dazu diese Haltung von sich aus immer wieder einzunehmen, da ihre Körperintelligenz auf dieses “Normal” eingestellt ist, selbst dann wenn nun eine leichtere und freundlichere Zügelführung angeboten wird.
Diese Pferde können nur über stetig genutzte und angebotene Haltungsideen und Bewegungsideen korrigiert werden. Meist ist es erforderlich über Therapien und Massagen zunächst Schmerz- und Bewegungsfreiheit herzustellen und dann abzufordern. Über gezielte Abkau- und Abbiegeübungen wird dann diese Beweglichkeit und Zügelverständnis geschult.
Das gezielte Nachgeben im Genick und Einstellen der Kopf-Hals-Achse VOR der Bewegung “ermöglicht” dann die korrekte Nutzung in der Bewegung. In der Bewegung darf die Kopf-Halsachse des Pferdes über “dauerhaften” Zügelzug möglichst nicht korrigiert werden. Eine kurze Einwirkung als Arret ist hingegen durchaus sinnvoll – sofern das Pferd daraufhin auch selbstständig reagiert. Mehrfache Wiederholung von Arrets ist ebenfalls nicht zielführend.
(Bild aus dem Kurs “Zügelschule” der Online-Reitakademie der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg)
Anfangs wird dies immer nur für kurze Augenblicke möglich sein – eine Abweichen muss und darf für wenige Meter akzeptiert werden, um erst dann eine Korrektur in der Bewegung ggf. im Halt anzubieten(!) – das Pferd muss die neue gewünschte Position immer “von selbst” auf Anfrage des Impulses einnehmen.



